Historische Universitäten mit globaler Anerkennung
Die schöne Hauptstadt der Provinz Pisa liegt in der Toskana, in der Nähe des Mittelmeers. Im Mittelalter dominierte sie als Stadtstaat durch ihre Handelsmacht und Seefahrt. Pisa zählte neben Venedig, Genua und Amalfi zu den vier italienischen Seerepubliken. Heute leben in der beliebten Stadt knapp 90.000 Einwohner, von denen mehr als die Hälfte Studenten sind. Das verdankt Pisa vor allem der historischen Universität di Pisa, die bereits im Jahr 1343 gegründet wurde und bedeutende Persönlichkeiten wie Galileo Galilei hervorbrachte.
Acquedotto Mediceo
Von unserem Stellplatz gehen wir zu Fuß in die Stadt. Wir folgen dem Acquedotto Mediceo, das im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft von Ferdinando I. de‘ Medici erbaut wurde. Dieses Bauwerk sammelte Wasser aus den Hügeln von Asciano und transportierte es über eine Serie von Bögen und Kanälen in die Stadt. Dort versorgte es Brunnen und Reservoirs. Dadurch verbesserten sich nicht nur die gesundheitlichen und hygienischen Zustände, sondern der Aquädukt symbolisierte auch den Wohlstand der Stadt.



Piazza dei Cavalieri (Knights Square)
Der Orden des Heiligen Stephan (Ordine di Santo Stefano) wurde im Jahr 1561 von Großherzog Cosimo I. de‘ Medici von Toskana gegründet, um die christliche Seefahrt im Mittelmeer zu schützen und gegen die Bedrohung durch die Osmanen und Piraten zu kämpfen. Die Mitglieder des Ordens waren hauptsächlich adelige Ritter, die sowohl militärische als auch religiöse Pflichten erfüllten.
Die geschichtsträchtigen Gebäude sind noch gut erhalten. Der Palazzo della Carovana, ursprünglich von Giorgio Vasari entworfen, diente als Hauptquartier des Ordens des Heiligen Stephan und beeindruckt heute mit seiner aufwändigen Fassade und den prachtvollen Verzierungen. Die Kirche Santo Stefano dei Cavalieri war der zentrale Ort für religiöse Zeremonien und Rituale der Ritter und auch der Palazzo dell’Orologio, der zwei mittelalterliche Türme mit einem Glockenturm verbindet, hat eine lange Geschichte. Ein unterirdischer Geheimgang soll die Gebäude miteinander verbinden









Platz der Wunder
Die Piazza dei Miracoli beherbergt wahre Meisterwerke mittelalterlicher Architektur und Kunst. Die harmonische Anordnung auf dem Platz zieht Touristen aus aller Welt an. Besonders beliebt ist der Schiefe Turm von Pisa. Mit einer Höhe von etwa 56 Metern und einer Neigung von fast 4 Grad ist er für seine ungewöhnliche Schieflage weltweit bekannt und die Attraktion der Stadt. Im 12. Jahrhundert bauten Arbeiter den Turm auf einem Grund, der hauptsächlich aus Sand, Lehm und Kies bestand. Dieser Untergrund war nicht besonders stabil und trug das Gewicht des Turms nicht gleichmäßig. Bereits während des Baus neigte sich der Turm.













Zahlreiche architektonische Herausforderungen und einige Schlachten führten zu erheblichen Verzögerungen. Fast zwei Jahrhunderte vergingen, bis die Bauarbeiten abgeschlossen wurden. 1990 drohte der Turm einzustürzen, daher schloss man ihn aus Sicherheitsgründen fast ein Jahrzehnt lang für Reparaturen. Nach umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen und Renovierungsarbeiten öffnete der Turm 2001 wieder seine Türen. Heute können Besucher den Turm wieder besteigen. Wegen der begrenzten Kapazitäten sollten die Tickets im Voraus gebucht werden.
Le Mura di Pisa
Die Wehrmauer umschließt das historische Zentrum von Pisa und war ein wichtiger Bestandteil der Verteidigungsanlagen. Heute kann man teilweise auf der etwa 3 km langen Mauer entlang spazieren und den herrlichen Ausblick in etwas ruhiger Atmosphäre genießen.














Cecina (Farinata): Toskanisches Streetfood
Rund um den Platz der Wunder gibt es viele Restaurants, die sich gegenseitig mit sogenannten einmaligen Angeboten übertrumpfen. Das ist etwas nervig, deshalb verlassen wir die touristisch angepasste Meile und suchen die Pizzeria Al Bagno di Nerone – eine Empfehlung der Einheimischen. Hier sollen wir unbedingt die Cecina probieren.








Das Gold von Pisa
Sarazenen-Schiffe, voll beladen mit Kriegern, erreichten die Mündung des Arno. Ihre Absicht war es, die Stadt Pisa anzugreifen und sie in Flammen aufgehen zu lassen. Kinzica, die Tochter einer angesehenen Familie, eilte zum höchsten Turm der Stadt und schlug Alarm. Ihre Rufe und die Glocken, die sie läutete, hallten durch die Straßen und weckten die schlafenden Bürger.
Die Pisaner reagierten schnell und stürzten sich in einen improvisierten Verteidigungskrieg. Männer, Frauen und Kinder sammelten alles, was sie finden konnten, um die Angreifer abzuwehren. Aus den Fenstern der Häuser warfen sie Stühle, Tische, Töpfe und Lebensmittel auf die Eindringlinge hinab. Besonders wirksam waren Mehlsäcke, Kichererbsen und heißes Öl, die sich in der Hitze des Gefechts zu einem Brei vermischten. Die Sarazenen, überrascht von der unerwarteten und heftigen Gegenwehr, wurden schließlich zum Rückzug gezwungen.
Als die Sonne aufging, begann der Brei auf den Straßen zu trocknen. Die erschöpften und hungrigen Pisaner sammelten die getrocknete Masse auf und stellten fest, dass sie erstaunlich gut schmeckte. Heute gilt das sogenannte Gold von Pisa als ein traditionelles toskanisches Gericht. Der dünn gebackene Teig, der aus Kichererbsenmehl, Wasser, Salz und Öl besteht, schmeckt ausgezeichnet und wird meist als Snack oder Beilage zu anderen Gerichten serviert.
