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Neapel: Die Heimat der Pizza Margherita

Badepause

Von Rom aus fahren wir zurück ans Meer. Nur 3 km von Terracina entfernt legen wir eine Badepause ein, bevor es weiter nach Neapel geht. Hier fließt eine eiskalte, natürliche Quelle direkt vom Monte Giove ins Meer. Das Wasser ist so kalt wie die Nordsee im Januar. Wir bevorzugen jedoch die angenehmen Mittelmeertemperaturen und halten deshalb nur kurz unsere Füße hinein. Man könnte sich jedoch bis zum Gefrierbrand abkühlen und sich anschließend im Meer wieder aufwärmen. 🤣 

Südliche Küstenregion

Auf dem Weg nach Neapel kommen wir an vielen Stränden vorbei. Sofort fällt uns auf, wie voll sie alle sind. Überall stehen Liegen mit Schirmen, die zu hohen Preisen vermietet werden. Jeder verfügbare Zentimeter wird genutzt, um Geld zu verdienen. Selbst an den kleinsten Strandabschnitten sitzen sogenannte Vermieter und kassieren die Gebühren ausschließlich in bar. Manche Strandzugänge haben sogar Öffnungszeiten. So haben wir uns die italienische Küste nicht vorgestellt.

Vesuv: Der Vulkanriese ist immer noch aktiv

Schon die Vororte von Neapel wirken nicht gerade einladend. Damit haben wir aber gerechnet, denn wir haben schon viel über Neapel gehört und unseren Sightseeing-Trip entsprechend angepasst. Am Fuße des Vesuvs gibt es einen kleinen privaten Campingplatz, auf dem wir für zwei Nächte ziemlich sicher stehen. Der Platz ist nicht sehr groß, aber gemütlich. Wir übernachten also direkt vor einem aktiven Vulkan.

Der Vesuv, am Golf von Neapel gelegen, ist nur neun Kilometer von der Stadt Neapel entfernt und daher immer wieder zu sehen. Sein Ausbruch, oder besser gesagt seine Explosion, im Jahr 79 n. Chr. vernichtete die römischen Städte Pompeji und Herculaneum schlagartig. Damals kamen in Herculaneum 4.000 bis 5.000 Menschen ums Leben, in Pompeji waren es etwa 20.000. Der Berg ist heute nur noch 1.281 Meter hoch, da die deutlich höhere Spitze bei diesem Ausbruch weggesprengt wurde. Heute sind diese Städte teilweise ausgegraben, und man kann die Überreste besichtigen. Seit 1944 ist der Vesuv zwar ruhig, aber immer noch aktiv. Um böse Überraschungen zu vermeiden, wird der Vesuv rund um die Uhr überwacht. Erdbeben rund um den Vulkan werden gemessen, Gase analysiert und Bodenverformungen beobachtet. Bei ernsthafter Gefahr soll ein Notfallplan in Kraft treten, der unter anderem die Evakuierung des Großraums Neapel vorsieht.

Mit der Bahn in die Altstadt

Generell ist die Kriminalitätsrate in Neapel relativ hoch und die organisierte Kriminalität ist weit verbreitet. Auf dem Weg zur Bahnstation bemerken wir viele alte Autos, die mit Lenkradkrallen gesichert sind. Auch wenn ein Auto nicht mehr viel wert ist, kann es in Neapel schnell verschwinden und benötigt daher einen zusätzlichen Schutz. Die Bahn fährt pünktlich ab, schon 20 Minuten später erreichen wir die Altstadt.

Berühmteste Pizza repräsentiert die italienische Flagge

Neapel ist die Heimat der Pizza Margherita, und wir wollen die Gelegenheit nutzen, dieses kulinarische Meisterwerk in seiner authentischen Form zu genießen. Die Idee des belegten Fladenbrotes reicht bis in die Antike zurück. Bereits die alten Römer und Griechen bereiteten Fladenbrote mit verschiedenen Zutaten zu. Die moderne Pizza, wie wir sie heute kennen, ein dünner Teigboden belegt mit Tomaten, Käse und weiteren Zutaten entstand jedoch in Neapel. Im Jahr 1889 kreierte der Pizzabäcker Raffaele Esposito von der Pizzeria Brandi eine ganz besondere Pizza für den König Umberto I. und seine Königin Margherita von Savoyen. Die Farben rot, weiß und grün (Tomaten, Mozzarella und Basilikum) repräsentierten die italienische Flagge. Diese Kreation erhielt den Namen „Pizza Margherita“ und wurde zu einer der bekanntesten und beliebtesten Pizzas weltweit.

Kulinarisches Erlebnis in 25 Minuten

In Neapel gibt es zahlreiche traditionelle Pizzerien. Die L’Antica Pizzeria Da Michele ist eine der berühmtesten Pizzerien in Neapel und liegt im Herzen des historischen Zentrums. Sie ist berühmt für ihre einfache, aber meisterhaft zubereitete Pizza Margherita und Pizza Marinara und hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Auch Julia Roberts schwärmt in Eat Pray Love (2010) von ihrer Pizza, was den weltweiten Ruhm wahrscheinlich weiter gesteigert hat.
Es ist halb zwölf mittags und wir bekommen gerade so noch einen Tisch. Von romantischem Flair ist hier weit und breit nichts zu sehen. Hier sitzt man in einem gefliesten, eher steril gehaltenen Lokal. Das Angebot ist sehr klein und mit einem Blick auf das Tischset erfasst. Unsere Softgetränke und die Pizza werden innerhalb weniger Minuten serviert. Die Pizza ist gut, kann aber meine Lieblingspizza nicht schlagen. Vielleicht beeinflusst mich auch das Ambiente, denn mir gefällt die Massenabfertigung überhaupt nicht. Auch wir sind wie alle anderen Gäste nach 25 Minuten wieder draußen.

Hafenromantik mit Vesuv-Panorama

Neapel verfügt über mehrere Häfen, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. San Fernando ist ein weniger bekannter Hafenbereich im westlichen Teil der Stadt, etwas abseits der Hauptverkehrsströme, und bietet eine entspanntere Umgebung. Hier sonnen und entspannen Einheimische auf kleinen Booten oder springen von den Mauern ins kühle Nass. Im Barcadero Café, das direkt am Wasser liegt, legen wir eine Getränkepause ein und genießen die Hafenromantik mit Vesuv-Panorama.

Entweder man liebt es oder man hasst es

Ich kann mich nicht entscheiden. Auf der einen Seite ist die Neapel ziemlich dreckig, extrem laut und vor allem gefährlich, aber andererseits hat sie so viel Charme, dass es schon wieder seinen Reiz hat. Die Straßen bilden ein Labyrinth aus chaotischem Verkehr, hupenden Mopeds und lebhaften Märkten, auf denen die Verkäufer lautstark ihre Waren anpreisen. Einige Gassen sind oft nur wenige Meter breit, sodass sich die Balkone der hohen Gebäude fast berühren.

Es gibt unzählige kleine Geschäfte und Handwerksläden, deren Schaufenster vollgestopft mit Waren sind. Überall hängen Wäscheleinen, von denen bunte Kleidungsstücke flattern. Alte Männer sitzen vor den Türen, spielen Karten oder beobachten die Passanten. Jede Ecke und jede Kurve birgt eine neue Überraschung. Manchmal sehen wir sogar ein Kreuzfahrtschiff am Ende einer Gasse. Trotz der offensichtlichen Herausforderungen und des chaotischen Flairs zieht Neapel einen in seinen Bann. Es ist eine Stadt der Kontraste, wo Schönheit und Verfall Hand in Hand gehen. Genau diese Mischung macht Neapel zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Schon gewusst?

Neapel ist mit knapp einer Million Einwohnern nach Mailand und Rom die drittgrößte Stadt Italiens.

 

Für alle Bud Spencer ist Neapel bedeutend, denn er wurde hier geboren. Die Plattfuß-Reihe wurde hier gedreht.

 

Die Camorra zählt zu den ältesten und mächtigsten kriminellen Organisationen des Landes. In Neapel ist der Stadtteil Scampia als einer der gefährlichsten Orte Europas bekannt. Die »Vele di Scampia«, einst als Paradebeispiel für sozialen Wohnungsbau gefeiert, gelten heute als eine der schlimmsten Wohnsiedlungen Italiens, geprägt von Armut, Müll und Mafia-Konflikten. Die TV-Serie „Gomorrah“ machte diesen Ort international bekannt. Viele Geschäfte in Neapel zahlen Schutzgeld das sogenannte »Pizzo«, um sich vor Erpressung und Gewalt zu schützen.